14. April 2014

Versöhnlicher Abschluss

Zum Abschluss noch einmal nach Sineu 
- dorthin wo alles anfing
Ok, man hat mir von ärztlicher Seite dringend abgeraten, innerhalb der nächsten Woche nach dem Unfall Rad zu fahren. Daran habe ich mich auch gehalten - fast bis zum Schluss.

Der Samstag. Ich überlegte hin und her. Sollte ich, sollte ich nicht. Waren die beiden Stürze in so kurzer Folge ein Zeichen? Vorboten für noch Schlimmeres? Nach dem Frühstück ging ich aufs Zimmer und zog mich um: Genau das Trikot, in dem ich gestürzt war, in dessen Gewebe man - wenn man genau hinsah - noch einige Blutflecke erkennen konnte, die man jedoch wohl eher für schlecht ausgewaschene Kaffeereste halten würde. Helm und Brille waren bei dem Unfall zu Bruch gegangen, hier kam anderes Material zum Einsatz. Ansonsten alles, wie gehabt. Nichts anders, einfach losfahren. Locker, langsam, gemächlich rollen. Es konnte nicht sein, dass das Kapitel Radtraining damit endete, dass zwischen mir und dem Asphalt eine Blutlache war. Nein, es sollten Gummi, Aluminium und Carbon sein, die mich mit der Straße verbinden. Ich brauchte das Gefühl, dass es normal ist, eine Tour ohne Zwischenfall zu beenden. Die letzen Meter flanierend an der Platja de Palma in der Sonne. So wie jedes Jahr. Es konnte nicht anders sein.
Ich hatte so ziemlich vor allen Eventualitäten Angst: Dass aus der nächsten Einfahrt jemand auf die Straße schießt. Vor den Autos im Allgemeinen. Dass mir ein Tier vors Rad rennt. Dass die Gabel oder der Lenker bricht. Es dauerte lange bis ich den Kopf einigermaßen frei hatte. Nein, frei war er bis zum Ende nicht. Aber "fahrbar" wurde er irgendwann - ohne dass man sich selbst im Wege steht und als nächste Stufe der Vorsichtigkeit vor jeder Kurve absteigt und das Rad um die Ecke schiebt. Ich beschloss, noch einmal nach Sineu zu fahren und vielleicht Jan Eric, unseren Vermierter aus der letzten Woche zu treffen. Er war auch in seinem Haus, bot mir einen Kaffee an und wir sprachen ein bisschen über dies und jenes, natürlich auch über mein auffälliges Äußeres und warum dies so war, bevor ich mich dann wieder auf den Weg machte.
Mehr oder weniger auf direkter Linie zurück nach Arenal. Bis auf einen kleinen Verfahrer ging alles gut. Ich hatte mein Ziel erreicht und ein großes Stück Trauma und Angst aus dem Kopf verbannt. Dieser Schritt ist schonmal getan und zuhause, weit weg von Mallorca, wird es dann nochmal einfacher.


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