28. November 2014

Robinson nicht nur bis Freitag

Urlaubsreif ist man, wenn die Arbeit keinen Spaß mehr macht, wenn man müde ist und sich nach nichts anderem als Nichtstun und Schlaf sehnt. So war es, nachdem das neue Büro eingeweiht wurde, der ganze Rummel vorbei war und man feststellte, dass sich das längste Sommerloch der Welt nun langsam in Vorweihnachts-Panik wandelt. Bevor diese aber in voller Stärke zuschlägt, musste einfach nochmal ein Urlaub her. Ein Sommerurlaub, wohlgemerkt.
Und weil alle in höchsten Tönen davon schwärmen sowie uns mitnichten nach großem Organisationsaufwand zumute war (die Einweihungsfeier des Büros hatte sämtliche Credits diesbezüglich aufgebraucht), beschloss man, sich in die Obhut eines Robinson Clubs zu begeben. Die Jahreszeit war zumindest dem Preis zuträglich, kostet sowas im späten Herbst nur noch die Hälfte. Zudem hat man außerhalb der Ferien die Chance, dem Terror sadistischer Rotzblagen zu entrinnen. Schließlich führt man ja auch keinen Meditationskurs auf einer stark befahrenen Autobahn durch.

Nun denn - die Anreise war erholsam, durchaus. Nutzten wir doch den Zug zum Flug nach München zunächst für ein gehöriges Nickerchen, das vor allem bei KiBo dringend nötig war, da sie die Nacht zuvor letzte Arbeiten im Büro verrichtete, Koffer packte und auch sonst höchst aufgeregt war, was ihr auch noch den letzten in dieser Nacht möglichen Schlaf raubte. Vor Ort wurde man beinahe schon penetrant höflich empfangen und das Gepäck mit einem Elektrowägelchen aufs Zimmer gebracht. Dieses hatten wir gar nicht so gebucht, denn unser Geld reichte nur für ein Zimmer mit seitlichem Meerblick. Da es sich aber um die letzte Saisonwoche handelte, bevor dieser Club sein Pforten schloss, war auch nicht mehr allzu viel los und so hatte man uns kurzerhand "upgegradet", wie es so schön auf denglisch heißt. Wir glotzten also jetzt von unserem Balkon direkt aufs Meer.

Toll, dachten wir - zunächst jedenfalls. Dummerweise wurden wir Opfer der hinlänglich bekannten südländischen Bürokratie. Diese unterscheidet sich wie folgt von der deutschen Bürokratie: In Deutschland läuft zunächst mal alles, was irgendwie mit staatlicher Organisation zu tun hat, bürokratisch ab. Der Grund liegt darin, dass man hierzulande glaubt, die Bürokratie sei die einzig mögliche Vorgehensweise, um ein System am Scheitern zu hindern. Wir Deutschen sind ordentlich, wir Deutschen halten uns an Gesetz und Regeln, wir Deutschen improvisieren auf keinen Fall, denn Improvisation ist die Ausrede schlecht organisierter Menschen. Wofür gibts denn Vorschriften? In Ausnahmefällen wird mal ein Auge zugedrückt und dem verdutzten Bürger so etwas, das man in der freien Wirtschaft "Kulanz" nennt, vergönnt. Selbst hierfür haben wir Deutschen eine offizielle Redewendung: "Ich bin ja schließlich auch nur ein Mensch." Quasi die Entschuldigung für menschliche Verhaltensweisen von Beamten. Allein das Wort "nur" suggeriert, dass der Mensch hierzulande erstmal eine untergeordnete Rolle spielt. Zuerst kommen die Vorschriften. In südlicheren Hemisphären ist das ein wenig anders. Die Bürokratie wird hier eingesetzt, um der allzu legeren Grundeinstellung der Mehrzahl der Untertanen Herr zu werden. Und zwar um ihrer selbst willen. Will heißen: Bürokratisches Vorgehen fußt nur selten auf logischen Überlegungen hinsichtlich der Lösung einer Aufgabe, sondern dient dazu, dem Bürger klarzumachen, dass irgendwo auch mal Schluss mit Lustig ist. Und dass die Macht des Staates sich auch dann durchzusetzen vermag, wenn es sich um vollkommenen Schwachsinn handelt. Die Untertanen sollen den Eindruck gewinnen, dass sie es so richtig gut im eigenen Land haben. Denn eigentlich wird ja das alltägliche Drumherum ganz gut von den Bürgern selbst geregelt. "Wir lassen euch mal machen und vertrauen euch. Aber wehe ihr übertreibts. Und lasst euch vor allem nicht erwischen, sonst kriegt ihr eine gesalzene Portion bürokratische Blödheit serviert." Ja, worauf wollte ich jetzt eigentlich hinaus? Ach ja... eine solche gesalzene Portion bürokratischer Blödheit bekamen wir hautnah zu spüren. Den Strand konnte man nämlich nicht benutzen. Grund: Bauarbeiten. Da das Meer nämlich die Eigenschaft besitzt ständig in Bewegung zu sein, malträtiert es damit auch den Strand und spült den Sand hin und her. Der muss in großem Stil nach der Saison wieder aufgefüllt werden. NACH DER SAISON wohlgemerkt. Und nun setzt die gesalzene Portion bürokratischer Blödheit ein: Was nämlich NACH DER SAISON ist, bestimmt ein Beamter. Nicht etwa der Zeitpunkt, zu dem die letzten etablierten Clubs ihre Pforten schließt, sondern exakt eine Woche zuvor. Da half auch aller Einwand von TUI nichts, dass man doch die Zusage hätte, dass die Bauarbeiten erst NACH DER SAISON beginnen würden. Bis nach Madrid zum Parlament wurde das Begehren vorgetragen. Ohne Erfolg. Die Arbeiten müssen in der letzten Urlaubswoche beginnen. Die Begründung: Keine. Es sei einfach so. Was sich der Reiseveranstalter oder Robinson oder wer auch immer im Vorfeld für einen Lapsus geleistet hatten oder wobei der spanische Staat sie erwischt hatte, wurde hier nicht weiter recherchiert. Tatsache war jedenfalls, dass es nicht nur verboten war, den Strand zu betreten. Das wäre ja noch zu ertragen gewesen, luden die Temperaturen ohnehin nicht zu ausgedehnten Badeerlebnissen ein. Nein, nein - suchte man sich ein windgeschütztes Plätzchen auf der angrenzenden Wiese, wurde man im Minutentakt von vorbeifahrenden Sandkippern aus den Tagträumen gerissen. Ich machte mir einmal die Mühe, mich aus meinem Liegestuhl zu erheben, mich zum rotweißen Flatterband zu begeben und für etwa 10 Minuten jedem vorbeifahrenden LKW den Mittelfinger nachdrücklich und mit theatralischer Geste entgegenzustrecken. Es nützte nichts. Das Donnergrollen hörte nicht auf, ja, es schien sogar keiner der Bau-Schergen in irgendeiner Weise Notiz von meiner Protestaktion zu nehmen. Ich hegte sogar die Vermutung, dass ich, hätte ich mich im Sand auf der Fahrrinne festgekettet, einfach überrollt worden wäre. Und dies mit ebensolcher stoischen Ignoranz wie die Nicht-Reaktion auf meinen emporgereckten Stinkefinger.
Ich will mich ja gar nicht beschweren. Das genau hatten wir nämlich vor Ort schon getan. Und tatsächlich zahlte man uns - in bar - am Ende der Woche 10% des Urlaubspreises anstandslos zurück. Nein, es war wirklich gut und Robinson war nicht zum letzten Mal. Ein umfangreiches Sportprogramm, das uns einen wirklich exorbitanten Muskelkater bescherte, der sich dahingehend äußerte, dass man die Arme über eine Woche lang nicht ausstrecken konnte. Zudem das Essen - reichhaltig und gut - und nette Leute machten den Aufenthalt wirklich zu einem Genuss. Nächstes Mal gern wieder. Mal sehen, vielleicht findet man wieder einen Club, in dem irgendwas gedengelt wird, dann hagelt's es wieder satte Rabatte und der Urlaub wird zum Schnäppchen.

 

10. November 2014

Radlust gegen Herbstfrust

Alljährlich zelebriert der RSC Bimbach seine Jahresfeier Anfang November. Mittlerweile ist es zur Gewohnheit geworden, dass ich das Pfingsten gedrehte Material als kleinen Film hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiere, bevor es dann per facebook und youtube unters Volk kommt. Und dieses Filmchen, das zweifellos mal wieder großen Spaß gemacht hat, darf natürlich auch hier auf dem Blog nicht fehlen. Also, voila, hier die Szenen des bisher heißesten Pfingswochenendes im Allgemeinen und des Rhön Radmarathon im Besonderen.