11. Januar 2015

"Das Dummvolk zerfleischt sich selbst"

Halligalli im Tempel der Honks
Es wird immer schlimmer: Einst fand man sich selbst noch ab und zu in der Kneipe gegenüber zu einem Feierabendbier ein, saß nach einer Radtour auf der Terrasse oder schaute bei der vorletzten Fußball WM das ein oder andere Spiel. Dann wurde es immer häufiger auf der Straße davor laut in der Nacht. Und wenn man zuhört, was sich die streitbaren Kreaturen zu später Stunde an den Kopf werfen, muss man zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass sich darin entweder nichts oder nicht viel mehr als Müll befindet. Und leider scheint dies weniger die Ausnahme denn die Regel zu sein. Wie wenig Anstand und Stil muss jemand haben, dem es völlig egal ist, was man über ihn denkt, wenn er um 3 Uhr nachts seine Streitigkeiten ungehemmt auf der Straße austrägt und damit die gesamte Nachbarschaft am Schlaf hindert. Dass es überhaupt zur Regel geworden ist, sich - natürlich unter Alkoholeinfluss - zu streiten. Regelmäßig und zuverlässig. Damit ist nicht irgendein Streit gemeint, vielmehr geht es um handfeste und brutale Auseinandersetzungen, auf der Straße ausgetragen, weil man sich in der Kneipe nicht prügeln darf. Dass man unter Alkoholeinfluss ein ganzes Stück seines wahren Charakters zeigt, ist kein Gerücht. Manche werden ganz still, manche zu besten Freunden, manche zu originellen Entertainern und manche leider zu randalierenden A...ern. Wobei sich die Frage stellt, ob sie es nicht auch schon ohne Alkohol sind.
Gestern Nacht nun konnte - nein musste man Zeuge eines Highlights in der Geschichte der Schlitzer Gastronomiekultur werden. Getöse, Geschrei und - das war neu - eine Frauenstimme, schrecklich weinend und ganz klar, dass deren Besitzerin offenbar Schmerzen hatte. Auf der Straße mindestens 10 Menschen, Männer und Frauen und ein heilloses Chaos. Das Mädchen drückte sich ein Tuch aufs Gesicht, fiel immer wieder zu Boden und machte unmissverständlich klar, dass etwas mit ihrem Auge nicht stimmte und dass dafür wohl eine Zigarette verantwortlich sei. Dann verschwand der ganze Mob wieder im Lokal um kurze Zeit später wieder auf der Straße zu stehe, zu schreien und zu lamentieren. Das alles in unfassbarer Lautstärke. Bis schließlich zwei Polizeiwagen und insgesamt vier Beamte erschienen, die sichtlich genervt ihre Pflicht taten, Personalien aufnahmen und beschwichtigten. Das Volk zerstreute sich irgendwann, verschwand in die Nacht oder zurück in die Spelunke, nicht ohne sich noch diverse Flüche und Verwünschungen hinterherzubrüllen. Wenn sich die primitive Mischpoke selbst zerstören möchte - nur zu. Dann aber doch bitte etwas unauffälliger.