11. März 2014

Skitouren: Warum macht man das eigentlich?

An dieser Stelle eine Grundsatzfrage: Warum macht der Mensch eigentlich Dinge, die er eigentlich nicht mag? Und das ganze freiwillig in der Freizeit. Antwort: Wat weiß ich? So ist das beim Skitourengehen. Ein Freizeitspaß, der strapaziös, schmerzhaft, körperlich sehr anstrengend und gefährlich ist. Aber irgendwie auch einfach - gut.
Da laufen sie, die Buben

Schon seit einigen Jahren fahren ein paar Ex-Skilehrer von damals im Februar irgendwohin in die Berge und mieten sich einen Bergführer. Schöne Sache. Endlich mal weit weg vom üblichen Ski-Trubel mit Geschrei und Stau auf Pisten und an Liften und dem banalen Apres-Bumbum. Einfach ein paar Stunden Stille genießen während des Aufstieges und ein paar Minuten In-Sich-Gehen auf dem Gipfel, um dann eine garantiert unberührte Abahrt zu genießen, bei der man zuvor jeden Meter aus eigener Kraft ehrlich erklommen hat. Noch dazu ist Tourengehen extrem gesund und es gibt kaum eine Tätigkeit, die mehr Kalorien verbrennt. Ein perfektes Ausgleichstraining also - zum Beispiel zum Radsport.
So gut, so schön, wären da nicht ein paar ganz haarige Stolpersteine auf dem Weg zum perfekten Gipfelglück, die auf das Ganze einen deutlichen Schatten werfen. Will sagen, dass es für mich die Sache gänzlich in Frage stellt. Und eben jene aufwirft, die da heißt: "Warum mach ich das überhaupt?"
Das fängt beim Material an. Da denkt man, man hat einen guten Ski, der sich bestens für das Tiefschneefahren eignet und der zudem mit einer verstellbaren Bindung ausgerüstet ist. Das reicht aber nicht. Man benötigt jetzt noch zusätzliche Ausrüstung: so genannte Felle, die man unten dran klebt, damit man wie ein Langläufer den Berg hochgehen kann ohne rückwärts wieder runterzurutschen. Die Borsten dieser Felle verhaken sich bei der Rückwärtsbewegung und machen diese quasi unmöglich. Eine einfach und gute Erfindung. Man braucht also diese Dinger, die man akkurat aufkleben muss, damit sie auch halten und kein Wasser zwischen Klebefläche und Ski kommt. Dann braucht man einen Lawinenpiepser, Schaufel und Sonde für die Sicherheit, einen besonderen Rucksack, der dies alles möglichst elegant aufnimmt, zudem Schlaufen hat, in denen man die Skier einhängen kann, wenn es so steil wird, dass man klettern muss, und zudem genügend Platz für allen möglichen Kram bietet, den man so braucht, wenn man Touren geht: Essen, Getränke,  Wechselwäsche usw. Kommt man abends zurück, kann man sich nicht gleich in die Sauna fläzen und den Lieben Gott nen guten Mann sein lassen, nein, man muss die Ausrüstung sortieren, trocknen und möglichs schon wieder für den nächsten Tag präparieren, denn der Tourengeher bricht auch schonmal gerne dann auf, wenn andere - inklusive die Sonne selbst - noch nicht daran denken, dem Tag ins Auge zu blicken.


In meinem Fall stellte ich fest, dass meine Skier gänzlich ungeeignet für das Vorhaben waren. Zu breit, zu schwer und die Bindung nicht wirklich geeignet. Noch schlimmer war es mit den Schuhen. Freeride-Schuhe mit Geh-Hilfe, also ein Hebel, der den Schuh etwas beweglicher macht, wodurch das Laufen etwas vereinfacht wird. Die Dinger sind trotzdem zu schwer und nicht für das Wandern gemacht. Ergebnis: Riesen-Blasen schon am ersten Tag, die den Rest der Woche mehr als beschwerlich machten. Also ab ins Sportgeschäft und leichte Tourenschuhe geliehen. Eine Wohltat - soweit man das mit offenen Fersen noch sagen konnte. Und wenn man schonmal im Shop war, konnte man auch gleich mal nach Tourenskiern nebst passender Felle schielen. Auch die wurden geliehen. Vo da ab gings besser. Aber ist schon beim Radfahren jede Menge Klimbim nötig, bringt man es hier wirklich auf die Spitze, was die Sportart nicht wirklich angenehmer macht. Vor allem als Novize.
Und wenn dann endlich das Material stimmt, weiß man noch lange nicht, ob das auch das Wetter und die Schneeverhältnisse so sehen. Wind, Schneetreiben, Kälte, Nässe, schwerer nasser Schnee oder verharschte Oberfläche - auf alles hat man keinen Einfluss und wenn man sich bei 80 Km/h Gegenwind auf vereister steiler Fläche nach oben kämpft, wünscht man sich nichts mehr als in einer gemütlichen Spelunke vor einem grßen Glas Bier zu sitzen oder in der Sauna zu schwitzen oder einfach gleich im Bett zu liegen. Zweifellos, gibt es diese großen Momente: Windstille, Berpanorama, Sonnenschein - die alle Unbillen wieder wettmachen oder zumindest diese einen kurzen Augenblick vergessen lassen. Ich bin mir also noch nicht sicher, ob diese Art der Betätigung etwas für mich ist. Ich werde es beim nächsten Mal ergründen, wenn ich zumindest gleich mit dem richtigen Material unterwegs sein werde. Der Rest wird sich zeigen. Und wenn das alles nix bringt, setze ich mich morgens schon in die Kneipe während die Kollegen von einem Naturerlebnis nach dem anderen gebeutelt werden.

Eine kleine Zusammenfassung des hier Beschriebenen seht ihr hier....











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