5. Oktober 2013

Barfuß durch den Wald - ein Erfahrungsbericht


Das Laufgefühl soll ähnlich sein, wie wenn man barfuß unterwegs wäre und das soll ja bekanntlich sehr gesund sein. Ok, also auf zum Selbsttest. Barfuß-Schuhe sehen komisch aus.
Galoschen mit fünf Zehen und einer recht dünnen Sohle. Bei der Optik fragt man sich allerdings, wieso der Hersteller auch noch die einzelnen Zehen durch Design und Farbe betont. Ich würde sie tarnen. Der Anblick ist schlichtweg eine Zumutung. Nun gut. Was tut man nicht alles für einen gesunden Körper. Also mal bei Amazon gesurft und fündig geworden. Ein paar Mausklicks und die Treter waren bestellt und auf dem Weg.  >





Die erste Enttäuschung nach dem Auspacken des Paketes: Die Dinger fallen klein aus. Könnte aber auch an meinem unglaublich langen Großen Zeh liegen. Der eigentliche Fuß hätte Größe 43, da der Zeh aber so enorm lang ist, weitet das die Größe auf 45 aus. Leider sind die Großen Zehen auch noch unterschiedlich lang und so wird es nochmal komplizierter. Kurzum: Nach der Größentabelle hätte ich 44,5 haben müssen, die Dinger passten aber nicht, waren viel zu klein. Also nochmal eingepackt und zurückgeschickt. Im Nächsten Anlauf kamen dann Schuhe, die eine Nummer größer waren. Hurra, die müssten passen. Dann aber wurde die Tatsache, dass jeder Zeh in seine eigene Hülle muss, zum Problem: Jetzt passte der große Zeh perfekt, die anderen aber, da sie ja im Verhältnis viel kleiner sind, waren jetzt für ihre vorgesehenen Säckchen zu kurz. Naja, anders gehts nunmal nicht. Aber damit nehme ich wieder einiges vorweg, denn so weit muss man erstmal kommen. Denn was ich bisher nicht bedacht hatte: Was nützt ein fünf Finger-Schuh, wenn man man mit einem ordinären Sportsocken versucht einzusteigen. Kann ja nicht klappen. Also entweder barfuß oder mit einem Fünf-Finger-Socken. Sowas gibts dann nämlich für teuer Geld vom Hersteller der Schuhe gleich mit. Ok, in Ermangelung jenes Zehenkleides versuchte ich es also erstmal ganz ohne. Was allerdings nicht einfach war, da so ein unbestrumpfter Fuß nicht wirklich geschmeidig durch den Schuh rutscht. Und wieder musste ich eine interessante Erfahrung machen: Der herkömmliche Mensch beschäftigt sich im Alltag zu wenig mit den einzelnen Zehen. Sie werden immer alle gleichzeitig in den Schuh gesteckt und selten schenkt man dem einzelnen Glied irgendeine Beachtung. Die Folge ist, dass man weder den einzelnen Zeh bewegen kann, noch sonderlich viel Gefühl darin hat. Ja eigentlich sind zumindest die zwei bis drei äußeren Exemplare nahezu taub. Dies musste ich feststellen, als ich versuchte, diese in die einzelnen Fächer des Schuhs zu quetschen. Meist wollten der kleine und der daneben (der Ringzeh, könnte man sagen) sich ein Behältnis teilen, ohne dass ich es bemerkte. Bis man also mal die richtige Technik raushat, vergeht gehörig viel Zeit. Schnell mal Schuhe an und zum Joggen gehen, ist nicht. Nachdem also nach wenigen Tagen, in denen ich die Zeit sinnvoll nutzte, an meiner Einsteig-Technik zu feilen und meinen Zehen wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen, entsprechende Socken im Hause waren, konnte es endlich mal losgehen. 5 Kilometer Joggen als Einführungs- und Testprogramm. Zunächst ein etwas seltsames Gefühl auf der Sohle. Man meint, jedes Steinchen zu spüren. Ist auch so, tut aber nicht weh. Der Kontakt zur Straße ist recht intensiv und man hat zeitweise wirklich das Gefühl, barfuß zu laufen. Man läuft sehr über den Vorderfuß, der wiederum ein federndes Gefühl vermittelt. Auf der Hacke aufzusetzen und abzurollen traut man sich irgendwie nicht. Was man beim Laufen schon ahnt, wird dann am nächsten Tag zur Gewissheit: Muskelkater in den Waden. Wie soll es auch anders sein. Während des Läufchens allerdings war das Gefühl gut, schwebend irgendwie und leichtfüßig. Wenn der Muskelkater nachgelassen hat, geht's barfuss weiter und irgendwann gewöhnt man sich vielleicht dran - auch an den seltsamen Anblick.

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