27. September 2013

Sportsommer vorbei - es lebe der Sportherbst!

Welch ein Sommer! Das hört sich euphorisch an. So nach "das war soooo ein geiler Sommer". War er aber nicht. Er hat uns schön einen vorgegaukelt.
Erst kam er bis Anfang Juli nicht aus dem Quark und hat uns mit seinem unberechenbaren Mistwetter so manche Freiluftbetätigung im wahrsten Sinne verhagelt, dann meinte er, alles auf einmal wieder gut zu machen und schaltete mal eben von heute auf morgen um 20 Grad in die Höhe. Auch nicht fein.
Zumal er sich damit hoffnungslos übernommen hatte und seinen Ausritt in tropische Bedingungen am übernächsten Tag wieder rückgängig machte. Wenig später dann pendelte er sich solala ein bisschen in angenehmen Temperaturen ein, so dass jeder nun der Ansicht ist, dass es sich um einen einigermaßen passablen Sommer handelte. Sportlich betrachtet plätscherte es so. Anfangs der Stress, der jegliche Freizeit-Aktivität zunichte machte. Wenigstens im Job ging es sportlich  zu. Und am Ende erhielten die beiden Menschen, die mir das letzte Jahr über arg zu schaffen gemacht haben (und von denen ich jeden ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen als ...schloch bezeichnen würde), einen Kinnhaken, der ihnen ein technisches KO verpasste. Und irgendwie hatte es ein bisschen auch mit mir zu tun. Nein, ich bin nicht gemein aber das hat jeder von ihnen mehr als verdient. Wie gesagt, beide sind waschechte ...schlöcher. Da braucht man nicht mitleidig zu sein. Es war seltsam und sehr merkwürdig, dass zwei von den vier wirklich sehr schlechten Menschen, die mir in meinem bisherigen Leben begegnet sind, ausgerechnet gleichzeitig auftauchen. Als würde einer alleine einem nicht schon genug zu schaffen machen. Eine göttliche Prüfung? Vielleicht. Nun aber genug davon.
Als also das Wetter ein wenig freundlicher wurde, konnte auch ich den Leibesübungen an der frischen Luft endlich frönen. Was zur Folge hatte, dass ich dies auch zur Genüge tat. Es gab dabei noch einige Radrennen, vornehmlich sogar Mountainbike-Biathlon Wettbewerbe, die zugegebenermaßen gehörigen Spaß machen.

Langsam wieder ohne Stützräder

Zum ersten Mal seit Langem also verspüre ich wieder so etwas wie Ehrgeiz. Das Streben nach sportlicher Lebensweise. Nachdem das letzte Jahr zu hektisch, zu ungleichmäßig und zu chaotisch verlaufen ist, macht sich doch die Erkenntnis breit, dass man nur gut radfährt, wenn man das Gleichgewicht halten kann. Und ohne inneres Gleichgewicht fällt man eben um. Und so habe ich nun meine Hochform in diesem Jahr erreicht. Wobei das nichts heißt, denn bei den vielen Aussetzern kann von Hochform eigentlich nicht die Rede sein. Ich habe mal nachgeschaut: Im vergangenen Jahr habe ich zuletzt am 21.10 irgendwas auf dem Rad gemacht. Dann als nächstes wieder Mitte Februar. Dazwischen ein bisschen Rolle im Keller. Aber ein Vierteljahr!!!! Kein Wunder, dass in den ersten drei Monaten des Trainings das Ziel darin definiert war, im neuen Vereinstrikot nicht auszusehen wie eine Hummel. In den Jahre davor sah es nicht anders aus. Genau das wird in diesem Jahr nicht passieren. Nein, keine Disziplinlosigkeiten mehr. Keine kulinarischen Sünden in geballter Form. Spaß am Training, an der Bewegung, am Schwitzen - auch im Winter und auch draußen. Wie das im Einzelnen aussieht, wird sich zeigen. Fest steht: Das Laufen wird dabei eine untergeordnete Rolle spielen. Halte ich doch diese Art der sportlichen Betätigung für eine der langweiligsten, der sich der Mensch widmen kann. Ungesund zudem und bis heute ist mir nicht klar, warum ich diesen - sorry - Scheiß 10 Jahre exzessiv betrieben habe. Dazu übrigens zufällig heute gefunden: 7 Thesen über das Marathonlaufen und Marathonläufer im Speziellen von Achim Achilles alias Hajo Schumacher. Wie wahr, wie wahr...



Marathonläufer haben nicht alle Tassen im Schrank
40.000 schräge Gestalten fallen diese Woche in Berlin ein, um halbnackt und spätestens auf der zweiten Hälfte bisweilen ziemlich jämmerlich einen der weltweit größten Volksläufe zu absolvieren. Die ersten Zombies streunern schon Tage vor dem großen Ereignis durch die Stadt, immer an den grünen Strichen entlang, die 42 Kilometer Schenkelschmerz markieren. Manche tragen einen Chip am Schuh, es könnte ja irgendwo überraschend schon eine Zeitmessmatte ausgelegt sein.
Auch wenn's schmerzt - Marathon macht glücklicher und zufriedener

Marathon ist wie der Heilige Abend - für den Weihnachtsmann: Alle haben Spaß, nur der alte Mann nicht. Der hat nichts als Arbeit. So wie Marathonläufer, die Juli, August, September außergewöhnlich stracks rackern. Aber: Wer den ganzen Tag vorm Rechner sitzt, wer Erfolge kaum noch spürt, der ist unendlich dankbar, wenn er seinen Körper spürt, eine gute Strecke in den Beinen fühlt, vor lauter echter, schöner Müdigkeit ins Bett fällt.

Der zweite Marathon ist schwieriger als der erste

Vor dem zweiten Marathon sind Zweifel völlig normal, denn der zweite ist viel schwieriger als der erste. Beim ersten denkt man sich: Och, tüdelü, alles easy. Nix ist easy. Weil man weiß, was kommt, hegt man beim zweiten vorauseilende Selbstschutzgedanken, die Verletzungen größer machen, als sie sind. Und die Form wird in Grund und Boden gegrübelt.

Nur wer an sich glaubt, schafft einen Marathon

"Glaubst du an dich?", fragte mein Trainer. Was für eine Frage? Wer außer George Bush und Dieter Bohlen glaubt schon an sich? "Mmmhtjanajaweißnicht", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Siehste", sagte er, "das ist genau das Problem." Vor allem bei Läuferinnen herrscht der Typus der ängstlichen Zweiflerin vor: Jammer-Uschi. Vor jedem Training erzählt sie ungefragt, wie schlecht sie sich fühlt, dass es heute zu kalt, zu nass, zu warm, zu trocken, zu durchwachsen, zu windig, zu windstill oder aber, wenn nichts davon zutrifft, dann garantiert migränefördernd sei.

Akute Marathonblödheit: völlig normal

Wer sich Zahncreme auf die Beine schmiert und die Zähne mit dem Ladyshave der Ehefrau schrubbt, braucht sich nicht zu sorgen. Die Marathonblödheit vor dem Wettkampf ist völlig normal. Das Unterbewusstsein will sagen: Lass den Quatsch! Dafür ist es aber bereits zu spät.

Den Kenianer sollte man sich für den Schlussspurt aufheben

5 Minuten, 41 Sekunden pro Kilometer macht am Ende ziemlich genau 3:59,59 Stunden - die Fabelzeit. Für einen Lauf-Diesel wie mich schien diese Strategie maßgeschneidert: Entspannt los, und nach hinten rausden inneren Kenianer zünden, wenn er sich nicht wieder irgendwo verborgen hält, wie meistens.
Zeiten nicht so wichtig nehmen

Ist ja klar, sagen die Schnellen, der Achilles findet Zahlen doof, die beweisen, wie lahm er ist. Der will sich nicht quälen. Ein Weichei. Stimmt sogar. Lacht über mich, weil ich langsam bin. Aber ich freue mich, weil ich mich vom autoaggressiven Performen langsam verabschiede. Ich behalte meine Bestzeiten als Schatz in meiner persönlichen Truhe so wie romantische Liebschaften, gute Schulnoten und all die anderen kleinen Erfolge.

So, nun aber genug getextet. Noch ein paar Bilder der vergangenen Events. Rückblicken stelle ich fest, dass es im heutigen Beitrag doch sehr um den Spocht geht. Naja, auch mal gut so.

Bischofsheim.Rhön. Teambiathlon (2 er Team): 3.Pl
Drei Biathlons gemacht, dreimal auf dem Treppchen. Wobei es jedesmal erhebliches zu verbessern gab. Einmal war das Material nicht perfekt gewartet: Die Bremse war festgefressen und so fuhr ich immer mit "gezogener Handbremse". Schöner Trainingseffekt aber sehr anstrengend.
Mal ein paar Fehlschüsse und mal das Ungleichgwicht zwischen den Partnern. Aber Spaß hats trotzdem gemacht.
Poppenhausen, Rhön (einzel),: 3. Pl

"Hähnchenpaula", Rhön, (2er Team): 3. Pl.





Das Highlight der Saison war dann die Tour Challenge in der Schweiz. 4 Etappen, davon ein Einzelbergzeitfahren. Auch hier wieder Pech: Gut gelaufen ist nur die zweite Etappe. Bei der dritten zu wenig getrunken: Krämpfe und Zeitverlust von mindestens 20 Minuten. Bei der vierten Etappe: Platten, auf den Materialwagen gewartet und als letzter des ganzen Feldes weitergefahren. Wieder viel gelernt: Genug trinken und immer auf alle Eventualitäten gefasst sein.




Zum Platten am letzten Tag kam noch fürchterliches Wetter. 
Umso schöner zu wissen, dass einen keiner mehr überholen kann.


Start-Spannung


Im Ziel der zweiten Etappe. Da war man noch zuversichtlich.

Und hier noch zwei Videos des Veranstalters von der Tour Challenge. Ist klar, dass man meine Missgeschicke wieder öffentlich entblößen muss. Naja, wenn man durch sportliche Leistung schon nicht auffällt...

Hier wirds bei 6:04 interessant:    

Und hier bei 2:29 und 2:48



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