7. Juni 2012

Schwere Entscheidungen im Keller

Angesichts der Relikte im Keller bleibt einem schon mal
die Luft weg.
Man sagt immer, dass es ein befreiendes Gefühl ist, sich von alten Dingen zu trennen.
Ist das tatsächlich so?
Die Wohnung wird aufgegeben und man zieht mal wieder in eine WG.

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Die erste und bisher einzige Wohngemeinschaft liegt 25 Jahre zurück. Damals war man jung, chaotisch und planlos. Da ging alles leicht von der Hand und man hat einfach so in den Tag hineingelebt. Das funktionierte, wenn auch mit der ein oder anderen schmerzlichen Erfahrung, die einen schlauer machte. Nun haben sich viele Dinge geändert und alles geht ein wenig organisierter vonstatten. Nächste Woche steht er also an, der Umzug. Und eigentlich sollte er problemlos und ohne Schwierigkeiten vonstatten gehen - so der Plan. Wenn nicht, ja wenn da nicht der Keller wäre. Der Keller, in dem sich Relikte aus über 20 Jahren Bochum angesammelt haben. Beim Einzug einfach lose übereinandergestapelt, stapeln sich hier Kartons mit seltsamen Dingen. Fast fünf Jahre unberührt liegen sie da herum und der erste Gedanke ist: Einfach alles so wie es ist wegwerfen. Kurz nochmal einen betätigenden Blick drauf werfen und ab auf die Müllkippe damit. Doch so einfach ist es wohl doch nicht. Da gibt es nämlich plötzlich mehrere Kategorien. Die Dinge, bei denen man sich fragt, warum um Himmels Willen man die überhaupt aufgehoben hat. Gut, weg damit! Dann gibt es die Dinge, die man vergessen hatte, die einem mal was bedeutet haben, auf die man aber verzichten könnte. Weg damit! Und dann die Sachen, die eigentlich mal neu waren, so gut wie nie in Benutzung und die einem irgendwie Leid tun. So finden sich eine Reihe von Aktentaschen, vollkommen intakt, kaum benutzt und aus unerfindlichen Gründen von anderen Aktentaschen abgelöst. Kurzes Grübeln - weg damit! Dann solche Sachen, die definitiv nicht auf den Müll gehören: Eine Sammlung Krücken aus den letzten, vorletzten und vorvorletzten Verletzungsgeschichten. Oder das Siebzigerjahre-Rennrad mit Retro-Charakter und voll funktionstüchtiger Campagnolo Rahmeschaltung. Nein, unmöglich - zu schade für den Schrott. Und dann ist da die alte Wilesco Spielzeugdampfmaschine, die der Vater mir als Kind, liebevoll auf ein Holzbrett monitert, geschenkt hat. Ist nur am Anfang richtig gelaufen, gehört aber neben der elektrischen Eisenbahn zu den beiden Geschenken meines Lebens. Die kann man doch nicht einfach entsorgen. Oder doch?
Es kommt die Überlegung auf, ob es nicht eine Sammelstelle für Dinge gibt, die für den Müll zu wertvoll, für den eigenen Gebrauch aber ungeeignet sind. Dinge, über die sich jemand anderes freuen könnte. Einfach abgeben und kein schlechtes Gewissen haben. Es scheint in der Familie zu liegen, dass man Gegenständen eine Persönlichkeit zuspricht. Dass sie einem leid tun, wenn sie einsam und verlassen auf der Müllkippe ihrem Ende entgegensehen. So, wie in dem Video...
Schluss jetzt! Man sollte man sich die letzte Szene im Film zu Gemüte führen und weitermachen damit, alte Zöpfe abzuschneiden, sich zu trennen und das befreiende Gefühl genießen, sich unnötigen Ballast vom Hals geschafft zu haben. Wenn das aber mal so einfach wäre...

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