5. März 2012

Von A nach B über C - unser Finanzamt

Neulich beim "Finanzamt Alsfeld-Lauterbach": Ein Kunde - oder wie auch immer das Finanzamt seine ihm Ausgelieferten nennt - betrat das Gebäude, um seinen Jahresabschluss abzugeben. Hätte er das lieber mal gelassen und den Umschlag einfach nur in den Briefkasten geworfen ohne sich weiter Gedanken zu machen.


Nun muss man wissen, dass das Finanzamt Alsfeld-Lauterbach eine Zusammenlegung der Finanzämter Alsfeld und Lauterbach ist, wie der Name schon sagt. Besagter Mann suchte also das Finanzamt Lauterbach auf, denn hier werden seine Belange bearbeitet.
"Guten Tag, ich möchte die Steuer 2011 abgeben", sagte er seinem Sachbearbeiter, zu dem die Empfangsdame ihn zielsicher gelotst hatte. Der Kunde legte dieses Mal besonderen Wert darauf, die Unterlagen dem Verantwortlichen persönlich in die Hand zu drücken. Er glaubte, dies mache einen besseren Eindruck und vielleicht würden sogar ein paar Euros bei der Rückerstattung mehr herausspringen. "Am besten werfen Sie alles in den Briefkasten", erwiderte der Beamte. "Aber SIE bearbeiten es doch, da kann ich es doch gleich bei Ihnen lassen." "Nein, das muss erst nach Alsfeld" "Wie? Was? Warum denn? Werden die Unterlagen doch nicht hier bearbeitet?"
Der Finanzbeamte schien durch diese für ihn wahrscheinlich vollkommen abstruse Frage nicht ansatzweise weder seine Mitte noch die Ruhe zu verlieren. "Doch, das werden sie, aber sie kommen ERST nach Alsfeld." "Aber was macht man denn dort mit ihnen?" Dem augenscheinlich verwirrten, wie hinsichtlich der Postwege deutscher Finanzämter nicht kundigen Klienten, wollte der Sachverhalt nicht plausibel werden. "Dort werden die Umschläge geöffnet, die Unterlagen zugeordnet und wenn sich herausstellt, dass Lauterbach zuständig ist, kommen sie zurück hierher." Der Sachbearbeiter wurde energischer. Logisch schlussfolgernd wagte der Kunde zu erwidern: "Aber die Dokumente sind doch schon hier. Und zwar in dieser Sekunde." "Das hat keine Relevanz. Vorschrift ist Vorschrift. Und darum bitte ich Sie, Ihren Umschlag entweder zu frankieren und zur Post zu bringen oder ihn bei uns in den Briefkasten zu werfen. Sie haben natürlich auch die Möglichkeit, ihn selbst nach Alsfeld zu bringen. Das wäre aber unsinnig, weil die Post ja sowieso kostenlos von hier abgeholt wird." "Aber können Sie mir denn den Grund für diese Vorschrift nennen? Also, warum es Sinn macht, den Umschlag zunächst ins 15 Kilometer entfernte Alsfeld zu transportieren, von wo er dann wieder denselben Weg zurückgebracht wird, um Tage später erst bearbeitet zu werden?" Nun wurde der Beamte ein wenig detaillierter, gleichzeitig aber auch ernsthafter. Offenbar wurde ihm klar, dass er es hier mit einem besonders hartnäckigen und wissbegierigen Exemplar eines handelsüblichen Steuerzahlers zu tun hatte was er nun sagte, hörte sich daher so an, als sei es aufgrund seines dynamisch nachlassenden Interesses an der Erklärung, was Vorschriften in Finanzämtern mit Logik gemein haben, die letzte Antwort, die er in dieser Sache zu geben bereit wäre. "So werden Irrläufer vermieden, wenn Menschen wie SIE, ihren Umschlag zum falschen Finanzamt bringen. Nur so kann gewährleistet sein, dass die Unterlagen eines jeden Steuerzahlers zuverlässig und schnell in die richtigen Hände geraten." Eine letzte Anmerkung wagte der brave Bürger: "Aber meine Unterlagen SIND doch schon jetzt an der richtigen Stelle." Dem Beamten Sprang in diesem Moment der Draht aus der Mütze. "Das können Sie doch überhaupt nicht wissen.", wieherte der Amtsschimmel. "Und jetzt RAUS!"

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