11. Februar 2012

Und es geht doch! Ein Selbstexperiment

Klirrende Kälte. Ein Platten wäre der Tod.
Seit Wochen ist es zu kalt zum Radfahren. Papperlapapp! Wat mut, dat mut. Wir lassen uns von den Temperaturen nicht diktieren, wann wir Sport zu treiben haben und wann nicht. Doch -9 Grad und 20 Km/H Dauerwind sind eine Ansage. Ein Selbstexperiment.







Gefühlt schon viel zu lange erstarrt Deutschland in einer Kälteperiode, die sich gewaschen hat. Normalerweise beginnt im Januar die Phase, in der man ein schlechtes Gewissen bekommt. Und zwar so massiv, dass man gar nicht mehr anders kann, als sich aufs Rad zu schwingen und die überschüssigen Pfunde mühselig Gramm für Gramm abzutrainieren. Nicht in diesem Jahr. Es ist einfach zu kalt. Dabei ist das nichts Ungewöhnliches. Schon in den vergangenen Jahren gab es immer wieder mal Phasen, in denen es wirklich unverschämt frostig war. Ich erinnere an Januar 2009. Da waren es hier für 2 Wochen -20 Grad. Das Seltsame an der aktuellen Kältewelle ist aber, dass man sich vielleicht schon aufgrund der milden Wochen davor mental auf den Frühling eingestellt hatte und dann ganz überraschend nochmal ein arktischer Tiefschlag. Wie auch immer, bei den Radfahrern regt sich auf jeden Fall der Widerstand, der Bewegungsdrang wird unerträglich und das Gewissen sitzt einem unbarmherzig im Nacken. Schließlich rückt Malle näher und da will man nicht unbedingt als lahme Presswurst antreten. Wir verabredeten uns also heute zu einer zweistündigen Ausfahrt. Ganz ruhig und so flach wie es hier nur möglich ist. Erste Frage: Was zieht man an, damit einem die Kälte nicht schon auf den ersten Kilometern den Garaus macht? Die Wahl sollte sich als optimal herausstellen. Von den potenziellen Spochtkameraden, die hätten mitfahren sollen, blieben zwei übrig. Der entfernte Nachbar und ich. Der Rest kniff den Schwanz ein, aus Angst, sich denselben abzufrieren.
Die ersten zwanzig Kilometer ging es geradeaus nach Osten. Und wir hatten Ostwind! Stetiger Wind in knackiger Stärke macht aus -9 Grad laut Tabelle gefühlte -17 Grad. Tabelle hin, Tabelle her, es war einfach saukalt. Aber - oh Wunder - der Körper blieb warm. Nicht mollig warm aber zumindest nicht kalt. Auffällig war, dass der Puls gegenüber gleicher Belastung bei wärmeren Temperaturen um etwa 20 Schläge höher war. Kein Wunder, der Körper pumpt kräftig, um sich warm zu halten.
Nach etwa der Hälfte dann Richtungswechsel und Rückenwind. Fast schon mochte man die Bedingungen nun gemütlich nennen. Ein kleiner Sturz am Berg als mir die Kette unter Belastung absprang zeigte, dass man es allerdings tunlichst unterlassen sollte, anzuhalten. Und wenn es auch nur Sekunden waren, die man perplex und etwas orientierungslos auf der Straße stand, kroch die Kälte sofort bis unter die Haut. Also schnell wieder aufs Rad und weiterkurbeln. Wie man bei diesen Bedingungen beispielsweise einen Platten flicken würde, ist mir schleierhaft. Das halte ich für fast unmöglich. Zum Glück blieb es bei dem Gedanken und die heiße Dusche danach war ein echter Genuss.

Fazit: Ja, man kann bei diesen Temperaturen fahren und sogar dann noch, wenn es windig ist. Aber nur, wenn man optimal gekleidet ist. Keine Probleme machte die kalte Luft in der Lunge. Das war so wie immer. Wichtig ist, dass Hände, Füße und die Oberschenkel warm bleiben und dass nirgendwo - ich betone NIRGENDWO - Wind an den Körper kommt. Allerdings lässt nach etwa zwei Stunden sowohl jeglicher Kälteschutz wie auch die Energie deutlich nach. Daher würde ich nie länger fahren. Apropos Energie: Davon braucht der Körper erheblich mehr wenn's kalt ist. Man sollte also sicherheitshalber einen Riegel mitnehmen.


Für alle, die's interessiert, hier die Liste der Klamotten, die die heutige Tour zu einem schönen Erlebnis machten:

Kopf: Thermo-Helmmütze, Neopren-Sturmmaske

Obenrum: Langes Funktionshemd (Berghaus), dünne Windjacke (Teamwear Zielgruppe), Thermojacke (Teamwear Zielgruppe), Skihandschuhe

Untenrum:
Lange Thermo-Skiunterhose (Tschibo), lange Thermo-Radhose (Starbikewear) - (wobei ich sagen muss, dass der Sitzkomfort deutlich leidet, wenn man unter der Radhose noch eine lange Skiunterhose trägt. Man rutscht auf dem Sattel etwas planlos umher. Alles jedoch besser, als zu frieren).

Füße: Wasserdichte Thermosocken (SealSkinz), normale Radschuhe, Dünne Neopren-Überschuhe, Dicke Neopren-Überschuhe


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen