Der Hang dazu, sich mit muskelbewegten Vehikeln durch die Landschaft zu bewegen.
Über Stock und Stein, Berge rauf und Berge runter, diese Neigung muss schon irgendwie begründet sein. Dass es sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, war klar. Aber dass es vererbt wurde, das ist neu. Dabei muss aber irgendwie die Begabung fürs Handwerkliche abhanden gekommen sein.
Dieser Bericht hier ist der eindeutige Beweis. Mein Ur-Ur-Urgroßvater war es. Lest selbst!
Die Hersfelder Hochräder
"A 28) Hochrad mit Holzfelgen und -speichen. Durchmesser des Vorderrades 117cm, des Hinterrades 36cm. Pedale am Vorderrad. Verfertigt von Christian Franke, Schlitz 1887, Leihgabe 1926."
"A 29) Hochrad. Gleiches System wie A 28, aber mit Metallspeichen (aus Sprungfedern gemacht), Eisenfelgen und Hartgummireifen. Verfertigt von Werkmeister Franke, Hersfeld. Die Räder haben den gleichen Durchmesser wie A28. Geschenk von Werkmeister Franke, Dezember 1924."
Nach wochenlangen Übungen, Christian war eifriger und geschickter Turner, trat er seine erste Fernfahrt an. Frankfurt war das angegebene Ziel, das er erst abends erreichte. Nach mehr oder weniger schlafloser Nacht im Wartesaal, bestieg er mitsamt seinem sperrigen Hochrad den Frühzug nach Darmstadt. Das war seine erste Fahrt mit der Eisenbahn, und sie hatte ihn 7 Groschen gekostet, dazu auch noch den Groschen für den Frühkaffee am Darmstädter Bahnhof. Ein teures Vergnügen für ihn und seine Zeit. Das Mädchen, dem sein Besuch galt, sie hatte die Ferien bei der Schlitzer Großmutter verbracht, war in der Schule. Warten mochte er nicht. Also ab, in Richtung Heimat, durch das Darmstädter Ried, über Offenbach und Büdingen. In einem jüdischen Dorfgasthof übernachtete er, inklusive Frühstück 4 Groschen. Am späten Nachmittag traf er verstaubt und schweißbedeckt mit dem stolzen Gefühl des Siegers im heimatlichen Schlitz ein. Als Sieger über elterliche Vorurteile und Ängste, aber auch über die eigene Schwäche, die ihn wiederholt befallen hatte, als er das schwere Gefährt schwitzend, schnaufend und mit pochendem Herzen immer wieder die steilen Hänge des Vogelsberges hinaufdrücken musste. Die reine Fahrzeit der Rückfahrt betrug 17 ½ Stunden.
1890 ging Franke nach Hersfeld, wo er es in der Gottliebschen Seilerei zum Werkmeister brachte.
Sein Hobby gab er nicht auf.
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