12. August 2013

Whisky, Schafe und jede Menge Gegend


Schottland ist keine Überraschung. So wie man es von Bildern oder aus dem Fernsehen kennt, ist es wirklich. Unheimlich grün, hügelig und einsam. Genau das wollten wir. Einfach mal was anderes. ganz nebenbei galt es sich davon zu überzeugen, dass der Whisky, den man zu Haus gerne trinkt, auch tatsächlich von rauhen Nordmännern mit unverständlichem Slang in harter Knochenarbeit gebrannt wird und jede einzelne Flasche auf schmalen Feldwegen mit klapprigen LKWs über welliges Grün rumpelt, bevor es bei uns in den Läden steht.
Doch bis es einmal so weit war, gab es einige Hindernisse zu überwinden. Als hätte eine höhere Macht etwas dagegen, dass wir hierhin kommen und als würde diese Macht mit aller Anstrengung versuchen, uns daran zu hindern. So erhielt der Schmied erst wenige Stunden vor unserer Abreise eine Email mit der Ankündigung, dass unser Flug zwölf Stunden später stattfinden würde. Also dann: Fähre stornieren, Mietwagen stornieren, Hotel umbuchen und so weiter. ganz zu schweigen von dem Tag Urlaub, der uns durch die Lappen geht. Am Flughafen dann Probleme beim Einchecken. Lodda wurde einfach vom System nicht gefunden und war quasi nicht vorhanden. Die Elektronik erkannte seinen Personalausweis als MEINE Buchung. Oder umgekehrt. Es dauerte mehr als eine Stunde, bis wir endlich die Bordkarten in der Hand hielten. Transferflug über Amsterdam. Als wir dort ankamen, verfehlten wir das Transfer-Gate und waren unwiderbringlich im Haupt-Gate. Rückkehr unmöglich. Fast hätten wir den Flieger verpasst und nur dem zupackenden Handeln einer Mitarbeiterin von KLM war es zu verdanken, dass wir in letzter Sekunde das Flugzeug stürmten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Wettlauf mit der Zeit und zum Gate verknackste sich der Schmied den Knöchel, verlor fast seine Hose (er hatte beim hektischen Sicherheitscheck seinen Gürtel vergessen, den ich auf einmal in meiner Hose hatte). Vollkommen durchgeschwitzt saßen wir also im Flieger. Dort lerneten wir zwei Dinge: 1. Schotten kann man nicht verstehen. 2. Sie sind aber ganz nett. So geschehen im Falle von Joyce und Phil, ein Ehepaar, das eigentlich in Neuchatel wohnt, ursprünglich aber aus Glasgow stammt und dort ab und zu hinfliegt. sie gaben uns allerhand Tipps, wo wir in der ersten Nacht nun schlafen können, da wir uns ja spontan ein Hotel suchen mussten. Nun konnte nichts mehr schiefgehen - dachten wir.
Am nächsten Morgen buchten wir einen Mietwagen. Wie sich herausstellte, hatten zwei Leute den Führerschein vergessen, einzig der Schmied seinen dabei. Dieser aber reichlich verunsichert ob der verantwortungsvollen Aufgabe, des Linksverkehrs wegen und überhaupt, ignorierte bereits auf den ersten zehn Kilometern einen Kreisverkehr oder besser, dessen Vorfahrtsregelung und hoppelte im Kriechgang auf jene Spur, die von einer resoluten jungen Dame mit Kleinkind in Kleinwagen beansprucht wurde. Es schepperte und unser funkelnagelneuer Astra war nur noch die Hälfte wert. Dieser Vorfall trug nicht unbedingt zum fahrerischen Selbstbewusstsein des Schmiedes bei, ob der Tatsache, dass uns nichts mehr einfiel, was jetzt noch kommen könne, wurden man jedoch deutlich apathischer.
In den folgenden Tagen genossen wir schottische Landschaften, schottischen Whisky, nicht aber schottisches Essen. Denn das ist genauso schlecht wie sein Ruf. Der Schotte neigt ja dazu, alles fettig zu backen und dann noch einen mit Pommes, die er Chips nennt, draufzusetzen. Das Frühstück erklärt vielleicht, warum es uns vorkommt, als würden dort die Uhren etwas langsamer gehen als im hektischen Deutschland: Wenn man damit fertig ist, kann man sich einfach gar nicht mehr schnell bewegen. Besteht es doch maßgeblich aus Würstchen, gerösteter Blutwurst, Pfannkuchen, Schinken, in Öl gegarten Pilzen und so weiter. Also alles, was einen dazu bringt, möglichst nach dem Genuss eines schottischen Startes in den Tag, diesen auch gleich wieder zu beenden. Zumindest fühlt man sich, als könne man gleich wieder ins Bett gehen. Was wir auch ab und an mal taten.

Auf dem Rückweg dann dasselbe Desaster wie Anfangs: Die Fluggesellschaft wieder. Sie hatte unser Gepäck nicht bis nach Frankfurt mitgenommen. Nachdem wir es zwei Tage später erhielten, war ich um meinen Fotoapparat erleichtert, der sich ursprünglich darin befand. Fast schlimmer: Darauf waren viele Fotos.

Fazit der schotiischen Woche:
. Der Schotte ernährt sich schlecht
. Der Schotte sieht auch so aus
. Man versteht nicht, was der Schotte redet, obwohl er sogar manchmal nicht mit vollem Mund spricht.
. Die Landschaft sieht genauso aus, wie man sich das vorstellt.
. Das Wetter auch.
. Fliege niemals mit KLM!

Der Rest in ein paar Bildern, die nicht geklaut wurden...


Man war skeptisch - zu recht

Kaum angekommen, schon krachts gewaltig

Wenigstens fuhr der Wagen noch
Lodda wird gleich gefressen

Die Fähre zur Insel Islay




Die Bucht von Bowmore
Jeder hatte sein eigenes Motiv
...und jede Menge Platz




Kunstschütze Lodda


Man muss nicht immer lachen, um sich gut zu verstehen


In der Bowmore Destillerie




Hat da nicht.....



... einer zu tief in die Brennblase geguckt (vor der Bruichladdich-Destillerie)



Bowmore Destillerie im Sonnenutergang





Nach dem Anfangs-Schock wirkte der Schmied reichlich bedröppelt




Ausblick vom Zimmer auf der Insel Skye




Unsere Unterkunft direkt bei der Talisker Brennerei














Wanderung am Man Of Storr auf Skye. S. auch hier: Old man of Storr






Glasgow City






Weitere Infos zu den besuchten Orten:





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